Notizen |
- Reportage Cellesche Zeitung vom 26.06.1971
Folgenschwere Explosion auf der Schachtanlage Riedel
Sämtliche im Grubenbetrieb beschäftigten Leute fanden den Tod / Ehrungen für die Opfer
Grubenunglück vor 25 Jahren
Wathlingen: In diesen Tagen gedachten die Bergleute unseres heimischen Salzbergbaus der schweren Grubenunglücke, die die Schachtanlage Riedel in Hänigsen und Biedersachsen in Wathlingen vor nunmehr 25 Jahren betroffen haben. Am 18, Juni 1946 ereignete sich auf der Schachtanlage Riedel ein folgenschwere Explosion. Das heutige Kali- und Steinsalzwerk Riedel hat eine sehr bewegte Vergangenheit. Der Schacht ist in den Jahren 1905 bis 1909 als selbständige Anlage abgeteuft worden und war im Jahre 1909 als Kali- und Steinsalzbergwerk in Betrieb gegangen. Im Zuge der Krise des deutschen Kalibergbaus wurde Riedel sodann in den zwanziger Jahren stillgelegt und diente als Reservebergwerk. Während des Zeiten Weltkrieges wurde Riedel als Heeresmunitionsanstalt eingerichtet. Bei Kriegsende lagerten hier unter Tage etwa 13000 Tonnen Artilleriemunition. Die Schachtanlage mit ihren Munitionsvorräten war nach Einmarsch der Besatzungsmächte von der englischen Heeresverwaltung beschlagnahmt worden.
Im Jahre 1946 begann man, die untertägig gelagerten Sprengstoffe auszulagern und zu vernichten. Bei diesen Auslagerungsarbeiten ereignete sich am 18. Juni 1946 eine folgenschwere Explosion, bei der sämtliche im Grubenbetrieb Riedel beschäftigten Leute den Tod fanden. Von den unter Tage Lagernden Munitionsmengen sind etwa 9000 Tonnen explodiert. Durch die Explosion selbst wurden weite Teile des Grubengebäudes - insbesonders die technischen Einrichtungen - zerstört. Am stärkdzrm wurde der Schacht mit seinen Einbauten , das Fördergerüst und ein Teil der Tagesanlagen in Mitleidenschaft gezogen. Die Schachteinbauten wurden zum Teil anderthalb Kilometer fortgeschleudert. Das Fördergerüst wurde in zwei Teile zerrissen.
In den Tagen nach dem eigentlichen Explosionsunglück fanden mehrere weitere Explosionen statt, die zwar immer schwächer wurden, sich aber bis Mitte August 1946 hinzogen. Erst am 15. September 1946 gelang es, mit Sauerstoffgeräten auf der 500-Meter-Sohle von der Schachtanlage Niedersachsen her zum Schacht Riedel vorzudringen. Die Ursache der Sprengsoffexplosion wird wegen des Fehlens von Zeugen nie endgültig geklört werden können. Bei der Explosionskatastrophe fanden 80 Menschen den Tod..
Das Werk war voll belegt
Als die Katastrophe auf Riedel am 18. Juni 1946 vormittags eintrat, war das Kaliwerk Niedersachsen voll belegt. Die gesamte Belegschaft konnte sofort alarmiert werden und, ohne daß Personen- oder Sachschäden auf Niedersachsen eingetreten waren, ausfahren. Es wurde veranlaßt, daß sofort ein Erkundungstrupp mit Sauerstoffgeräten auf der 500-Meter-Sohle, anfuhr. Außerdem wurden die Grubenwehren der Nachbarwerke alarmiert und eingesetzt. Es konnte sehr bald festgestellt werden, daß das Dammtor auf der 500-Meter-Sohle zwar noch in Ordnung, jedoch nicht voll geschlossen war, so daß Explosionsschwaden auch in das Grubengebäude von Niedersachsen gelangen konnte.
Es gelang aus diesem Grunde einem Trupp noch am Unglückstage, im Frischwetterstrom über das Dammtor hinaus etwa 1000 Meter in das Grubengebäude Riedel einzudringen. Weisungsgemäß wurde jedoch das Dammtor noch in den Abendstunden des 18. Juni mittels Flaschenzug zugezogen und, soweit es technisch möglich war, geschlossen. Auf Riedel fanden keine weiteren Rettungsarbeiten statt, da mit einem Überleben der dort beschäftigt gewesenen Leute auf keinen Fall gerechnet werden konnte.
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